Was müssen Unternehmen bei der Energiebeschaffung beachten?
Die hohen und volatilen Energiekosten machen in Deutschland vielen Unternehmen zu schaffen. Umso wichtiger ist ein strategisches Energiemanagement samt optimierter Strombeschaffung. Langfristige Lieferverträge helfen Verbrauchern, sich gegen Preisschwankungen zu schützen und Tiefpreise zur Kostensenkung zu nutzen.
Definition: Was ist Energiebeschaffung?
Energiebeschaffung ist der Prozess, mit dem Unternehmen sich mit der Energie versorgen, die sie für ihren Geschäfts- und Produktionsbetrieb benötigen.
In den meisten Unternehmen geht es dabei hauptsächlich um Strom sowie – wenn dies nicht auch Strom ist – einen weiteren Energieträger zur Erzeugung von Raum- oder Prozesswärme wie Gas und Erdöl oder Fern- und Erdwärme. Im weiteren Sinne kann auch der Einkauf von Treibstoffen für Firmenfahrzeuge zur Energiebeschaffung gerechnet werden.
Auf dem Weg in die All-Electric-Society wird Energiebeschaffung aber häufig mit Strombeschaffung gleichgesetzt – egal zu welchem Zweck er verwendet wird. Auch in diesem Artikel werden die Begriffe weitgehend synonym verwendet.
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Warum wird die Energiebeschaffung für Unternehmen wichtiger?
Die Energiewende – hin zu einem nachhaltigen Energiesystem – erfordert große Investitionen und entschlossenes Handeln. In Unternehmen macht sich das bei der Energiebeschaffung in sehr unterschiedlicher Weise bemerkbar.
Nachhaltigkeit
Viele Unternehmen haben längst bemerkt, dass nachhaltiges Handeln nicht nur einen Image-Gewinn, sondern auch unmittelbare betriebswirtschaftliche Vorteile bringen kann. Zudem ist es vielen Inhabern und Mitarbeitern auch ein persönliches Anliegen, einen Beitrag zur Energiewende und damit zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu leisten.
Gesetzliche Regelungen
Das Energieeffizienzgesetz verpflichtet Unternehmen mit einem jährlichen Energieverbrauch von mehr als 7,5 Gigawattstunden (GWh) dazu, bis Mai 2025 ein Energie- oder Umweltmanagementsystemen (UMS) einzurichten, um den Energieverbrauch detailliert zu analysieren und Sparpotenziale zu identifizieren. Darüber hinaus müssen Unternehmen, die mehr als 2,5 GWh pro Jahr verbrauchen, bis September 2026 Pläne für wirtschaftlich umsetzbare Endenergieeinsparmaßnahmen veröffentlichen.
Nach einer Erhebung im Auftrag der Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) betreffen diese Regelungen allein deutschlandweit rund 23.000 Unternehmen sehr unterschiedlicher Größe. Aber auch für kleinere Betriebe oder Akteure in Branchen mit niedrigem Energiebedarf lohnt es sich, die Strombeschaffung zu überdenken. Außerdem sieht die EU-Energieeffizienzrichtlinie vor, dass deutschlandweit rund 50.000 Unternehmen, die nicht als kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gelten, zu regelmäßigen Energieaudits verpflichtet sind.
Elektrifizierung der Wirtschaft
Trotz wachsender Effizienz dürfte der Strombedarf in den nächsten Jahren steigen. Prognosen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie aus dem Jahr 2022 deuteten auf einen Anstieg auf 658 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2030 hin. Gemessen an den 512 TWh im Jahr 2024 wäre das ein jährliches Plus von gut vier Prozent. Eine jüngere Analyse des Beratungsunternehmens McKinsey & Company kommt auf einen geringeren Anstieg von ein bis zwei und maximal vier Prozent au 530 beziehungsweise 615 TWh.
Das Nachfrageplus entsteht demnach insbesondere bei der Elektrifizierung des Verkehrs und des Wärmemarktes sowie dem wachsenden Bedarf an Datenzentren.
Wie sich der Strombedarf in einem konkreten Unternehmen entwickelt, ist damit freilich vollkommen offen. Doch genau das herauszufinden, wäre Aufgabe einer strategischen Planung der Energiebeschaffung.
Hohe Strompreise
Seit Anfang 2023 bewegen sich die Durchschnittspreise nach Berechnungen des britischen Thinktanks Ember meist zwischen 70 und 100 Euro pro Megawattstunde (MWh). Das ist zwar deutlich preiswerter als Mitte 2022, als an den Energiebörsen ein Preisrekord den anderen jagte. Gleichzeitig kostet der Strom immer noch etwa 2,5-mal so viel wie noch Mitte des letzten Jahrzehnts.
Hauptgrund dafür waren nicht wie häufig kolportiert die Erneuerbaren Energien, sondern die rasant gestiegenen Erdgaspreise. Gaskraftwerke liefern zwar nur dann Strom, wenn die viel preiswerteren Erneuerbaren Energien nicht genug Strom liefern. In dieser Zeit aber bestimmen sie die den gesamten Markt mit ihren hohen Grenzkosten.

BU: Im Rekordmonat August 2022 kostete die Megawattstunde (MWh) in Deutschland durchschnittlich 463,59 Euro. Quelle: Ember
Angesichts solcher Energiekosten setzen sich viele Unternehmen immer intensiver mit ihrer Energiebeschaffung auseinander. Zumal die durchschnittlichen Strompreise absehbar nicht oder nur moderat sinken werden. Zu diesem Schluss kommen zum Beispiel das Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) in einer Studie.

Prognos sieht einen wahrscheinlichen Strompreisrückgang von 2024 bis 2030 um etwa 10 Prozent auf 86 €/MWh. Bis 2050 könnte der Strompreis demnach auf 70 €/MWh fallen.
Volatile Einspeisung, volatile Strompreise
Die Energiewende und der damit einhergehende Umbau der Stromversorgung bringt ein hohes Maß an Volatilität in den Strommarkt. Dieser Umstand ist weder Bug noch Feature, und er hat auch wenig mit einer schwankenden Nachfrage zu tun.
Der Grund dafür liegt – im wahrsten Sinne des Wortes – in der Natur der dominierenden Energiequellen: Wind und Sonne sind zwar sehr preiswert, aber eben nur bedingt steuerbar. Liefern sie Strom, fallen die Preise. Liefern sie keinen Strom, muss der Bedarf durch teurere Erzeugungsalternativen gedeckt werden, deren Grenzkosten dann den Marktgesetzen folgend den Strompreis bestimmen.
Dieser Realität müssen sich Unternehmen bei der Strombeschaffung auf die eine oder andere Weise stellen. Und dafür stehen ihnen eine ganze Reihe Möglichkeiten offen.
In welchen Bereichen können Unternehmen ihre Energiebeschaffung optimieren?
Hohe und volatile Preise – das ist für Einkäufer eine unangenehme Kombination. Die gute Nachricht: Der Umbau der Stromversorgung bietet Verbrauchern einen wachsenden Handlungsspielraum – und zwar auf unterschiedlichen Ebenen.
Je größer der Anteil der Energie an der Wertschöpfung beziehungsweise an den Gesamtkosten eines Betriebs ist, desto größer ist die Dringlichkeit eines langfristig durchdachten Energiemanagements. Doch auch Unternehmen mit eher niedrigem Strombedarf können heute mit vergleichsweise einfachen Mitteln Einsparpotenziale identifizieren und nutzen.
Prosuming
Die Dezentralisierung der Stromerzeugung macht es leicht, als Prosumer zumindest einen Teil des Stromverbrauchs selbst zu decken – typischerweise durch eine PV-Anlage auf dem Dach. Wer genug Platz auf dem Firmengelände hat, kann seine Stromversorgung zudem durch einen Batteriespeicher optimieren.
Diese Optionen werden umso attraktiver, je mehr Strom man selbst nutzt. Perspektivisch kann es sich also lohnen, dem Energieträger Strom eine größere Rolle bei der Energieversorgung zu verleihen – etwa durch den Einsatz von Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen im Unternehmen.
Marktlicher Handlungsspielraum
Genau wie an Wertpapierbörsen ergeben sich aus einer hohen Volatilität nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Fehleinschätzungen können zwar zu unnötig hohen Kosten führen. Wem es aber gelingt, Stromlieferungen im richtigen Moment zu kaufen, kann erhebliche Summen sparen.
Flexibilisierung
Auch den Preis von extern erzeugtem Strom können Unternehmen beeinflussen, indem sie ihren Stromverbrauch durch verschiedene Maßnahmen flexibilisieren. Die Aufgabe für Industriebetriebe liegt darin, Prozessen und Leistungsabfragen zu identifizieren, die zeitlich verschoben werden können, um systematisch und flexibel auf schwankende Strompreise reagieren zu können.
Systemdienstleistungen bereitstellen
Großverbraucher haben zudem die Möglichkeit, Systemdienstleistungen bereitzustellen. Das sind Maßnahmen, die der Stabilisierung des Stromnetzes dienen. Dafür zahlen die Netzbetreiber eine Vergütung.
Wie können Unternehmen bei der Energiebeschaffung Kosten sparen?
Ein ganzheitliches Energiemanagement erfordert ein hohes Maß an Planung und Voraussicht – nicht nur für die Energiebeschaffung selbst, sondern für das gesamte Geschäft. Dazu gehört es beispielsweise auch, die Energieeffizienz im Unternehmen zu steigern.
Welche konkreten Maßnahmen in Frage kommen, hängt stark von Branche, Geschäftsmodell und Zustand der Liegenschaften und Anlagen ab. Häufig lassen sich etwa durch die gezielte Nutzung von Abwärme aus Serverräumen und verarbeitenden Prozessen erhebliche Mengen Raumwärme erzeugen. Ein häufig unterschätztes Sparpotenzial birgt die präzise Dimensionierung der IT-Systeme und Beleuchtungsanlagen sowie eine hohe Auslastung der Arbeitsplätze. Durch eine smarte Steuerung der Systeme können sich Investitionen schneller amortisieren als zunächst angenommen.
Darüber hinaus lassen sich Kosten bei der Energieschaffung sparen. In einigen Unternehmen kann es sich lohnen, dafür Fachleute einzustellen oder eine ganze Abteilung zu schaffen. Doch selbst interne Experten werden sich in verschiedenen Bereichen Unterstützung von externen Dienstleistern holen.
Prosuming
Teil einer strategischen Energiebeschaffung können eigene Erzeugungs- und Stromspeicheranlagen sein. Zahlreiche Handwerksbetriebe bieten mittlerweile die fachmännische Installation der Anlagen und deren Wartung an. Für ihre Vermarktung gibt es spezialisierte Dienstleister – Stromhändler, auf deren Expertise auch Unternehmen zurückgreifen, deren Geschäftsmodell der Anlagebetrieb ist.
Erzeugungsanlagen
Bei kleineren PV-Anlagen kann die fixe Einspeisevergütung nach Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), insbesondere in Kombination mit Eigenverbrauch, genügen, um die Investition in einem akzeptablen Zeitraum wieder einzuspielen. Je größer die Anlage, desto kleiner ist jedoch der Vergütungssatz (s. Tabelle), und umso mehr lohnt sich eine professionelle Direktvermarktung. Strom aus Anlagen ab 100 Kilowatt (kW) muss laut EEG sogar über einen Direktvermarkter an den Markt gebracht werden.
Doch auch bei kleineren Anlagen erbringt eine Direktvermarktung häufig höhere Erträge, die den Zeitraum verkürzen, bis sich Solar- oder auch Windenergieanlagen amortisieren und zu einer zusätzlichen Einnahmequelle werden.
Stromspeicher
Ähnliches gilt für Batteriespeicher. Eine Investition kann sich bereits lohnen, wenn man Strom aus der eigenen PV-Aufdachanlage speichert, um über Nacht Server- und Sicherheitssysteme mit Strom zu versorgen. Die Vermarktung der flexiblen Speicher kann jedoch deutlich mehr einspielen. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise brachliegende Betriebsflächen produktiv nutzen, um zusätzliche Erlöse zu generieren, während man gleichzeitig die eigene Energiebeschaffung um eine Sicherheitskomponente erweitert.
Marktlicher Handlungsspielraum
Die Optimierung der Strombeschaffung am Markt kann ein erster Schritt zur Energiewende im Unternehmen sein. Allerdings stellen volatile Preise viele Energieeinkäufer vor ein Dilemma: Kaufen sie für viel Geld ein Rundum-sorglos-Paket oder versuchen sie, die günstigen Momente abzupassen mit dem Risiko, sie zu verpassen und draufzuzahlen? Die Entscheidung dürfte nicht nur vom Nervenkostüm der Verantwortlichen abhängen, sondern auch vom Geschäftsmodell und dessen Anforderung an die Stromversorgung.
Vollversorgung zum Fixpreis
Ein fester Strompreis 24/7 an 365 Tagen im Jahr ist weiterhin möglich. Die meisten Stromlieferanten bieten dies jedoch nur noch mit kräftigen Aufschlägen an, weil sie dann das volle Risiko der Volatilität an den Strommärkten tragen.
Selber Strom beschaffen
Andere Unternehmen beschäftigen eigene Einkäufer zur Energiebeschaffung. Neben dem Terminmarkt bieten sich hier Power-Purchase-Agreements (PPAs) an – also langfristige Stromabnahmeverträge mit Betreibern von Erneuerbaren-Erzeugungsanlagen oder virtuellen Speichern. Solche Verträge können direkt mit den Anbietern oder über entsprechende Plattformen abgeschlossen werden.
Die Vorteile: Mit PPAs stellt man sicher, dass der bezogene Strom aus Erneuerbaren Energien stammt, gleichzeitig sichert man sich einen festen, in der Regel günstigen, Strompreis für die darüber bezogene Menge. Die Marktwerte für Wind und PV liegen dabei deutlich unter dem allgemeinen Baseload-Preis für Strom. Der Nachteil: Sollten die eingekaufte Mengen nicht exakt mit dem tatsächlichen Bedarf übereinstimmt, muss die Differenz kurzfristig am Spotmarkt gehandelt werden.
Der Nachteil: Hohe Liefermengen aus PPAs gehen normalerweise mit niedrigen Strompreisen einher und umgekehrt. Eine Unterversorgung muss also teuer kompensiert werden, während überschüssige Mengen selten hohe Spotmarktpreise erzielen. Gegen diese Preis- und Mengenvolatilität können sich PPA-Kunden aber durch Nutzung einer sogenannten virtuellen Batterie absichern. Dabei werden Lasten rechnerisch so zwischen den Tageszeiten verschoben, dass sie für die Nutzer der virtuellen Batterie günstigere Kaufs- und Verkaufspreise erzielen.
Stromhändler beauftragen
Der steigende Anteil Erneuerbarer Energien macht diese Aufgabe jedoch immer anspruchsvoller. Deshalb beschäftigen Stromhandelsunternehmen ganze Teams, um aus Wettervorhersagen Erzeugungsprognosen zu erstellen und daraus wiederum – im Abgleich mit Nachfrageverläufen – künftige Strompreise abzuleiten.
Um dann die besten Transaktionen zu erzielen, agieren sie auf allen Märkten: dem Terminmarkt, dem Day-ahead-Markt, bis hinein in den rollenden Intraday-Handel mit sekündlich schwankenden Preisen. Selbst Stadtwerke, deren Geschäft immerhin der Strom(einzel)handel ist, legen ihre Energiebeschaffung deshalb gern in die Hände externer Stromhändler.
Flexibilisierung
Ein generell größeres Sparpotenzial haben Stromkonsumenten, die ihren Bedarf und damit ihre Strombeschaffung flexibilisieren können. Sprich: die ihren Verbrauch – zumindest teilweise – an die Verfügbarkeit erneuerbaren, ergo preiswerten Stroms anpassen können.
Eine solche Flexibilität erleichtert es nicht nur, Erneuerbare Energie zu nutzen, sie hat auch einen großen monetären Wert. Denn die große Volatilität am Spotmarkt eröffnet die Möglichkeit, Strom zu extrem niedrigen, teils negativen Preisen zu beziehen. Deshalb können selbst wenige Prozentpunkte Lastverschiebung einen echten Wettbewerbsvorteil bedeuten. Voraussetzung dafür ist ein sogenanntes Spot-Exposure, also eine zumindest teilweise dynamische Strombeschaffung an den Kurzfristmärkten. Moderne Stromhandelshäuser bieten mittlerweile auch Zugang zu den sehr volatilen Intraday-Märkten, die es erlauben die Nachfrage an teilweise extreme Preise anzupassen.
Teildynamische/teilgehedgte Stromtarife
Bei teilgehedgten Tarifen decken Kunden einen großen Teil ihres Bedarfs zu einem Festpreis ab. Dies kann über einen Stromlieferanten geschehen, der eine bestimmte Menge Strom zu einem Festpreis bereitstellt. Wenn der Strom aus nachhaltigen Energiequellen kommen soll, bieten sich PPAs für die Grundversorgung an.
Der verbleibende Strombedarf wird über den Spotmarkt abgedeckt. Dies bietet gute Chancen auf sehr preiswerten Strom, birgt aber auch das Risiko, dass an manchen Tagen teure Lieferungen zugekauft werden müssen. Hierfür lassen sich mit modernen Versorgern Flexibilitätsoptionen in Form virtueller Batteriekapazität in die Belieferung integrieren.
Durch Flexibilisierung ihres Verbrauchs der können Unternehmen bei der Strombeschaffung die teils sehr niedrigen Spotmarktpreise auszunutzen. Virtuelle Batterien schützen dabei ähnlich wie ein Preis-Hedging gegen Preisspitzen.
Andersherum kann es sein, dass der PPA-Produzent an manchen Tagen mehr Strom liefert als der Abnehmer benötigt. Dieser Überschuss kann dann entweder am Spotmarkt verkauft oder in virtuelle Batterien eingespeichert und bei Bedarf wieder entnommen werden.
Betriebe des produzierenden Gewerbes, die besonders energieintensive Prozesse in die zunehmend günstigen Mittagsstunden legen können, haben hier einen Vorteil: Sie beziehen zu dieser Zeit günstigen Solarstrom vom Spotmarkt. Ihre Grundlast sichern sie hingegen über eine Kombination aus PPAs und einem festen Residualstromtarif ab.
So könnten etwa Betriebe der Lebensmittelindustrie 35 Prozent ihres Stroms zu einem festen Preis beziehen und den Rest am Spotmarkt zukaufen. Dies würde sich lohnen, wenn sie Prozesse, in denen viel Wärme- oder Kälteenergie benötigt wird, in Stunden mit niedrigen Strompreisen legen. Teilweise lassen sich Wärme- und Kälteenergie auch bis zu einem gewissen Maß „auf Vorrat“ erzeugen. Aber auch wer seinen E-Fuhrpark konsequent nachts statt tagsüber auflädt, kann mit einem flexiblen Stromtarif erhebliche Summen sparen.
Volldynamische Stromtarife
Am meisten können Stromverbraucher mit volldynamischen Stromtarifen von der Volatilität profitieren. Der Strom wird dann bedarfsgerecht über den Spotmarkt – meist stundenweise über den Day-Ahead-Handel – eingekauft. Dies birgt allerdings das Risiko, dass man zum Beispiel während Dunkelflauten extrem hohe Preise zahlt.
Interessant ist ein solcher Tarif für Unternehmen, die in der Lage sind, ihren Stromverbrauch in solchen Phasen ohne Wind- und Solarstrom drastisch zu senken. Dies kann zum Beispiel der Fall bei älteren, weniger effizienten Anlagen der Fall sein, bei denen es wirtschaftlicher ist, sie für einige Stunden herunterzufahren, als sie mit hohen Strompreisen zu betreiben. Dies kann mittelfristig preiswerter sein, als ganzjährig einen teil- oder gar vollgehedgten Tarif zu bezahlen.
Besonders attraktiv ist ein volldynamischer Tarif für Anwendungen, die ohnehin die höchste Last dann haben, wenn die Spotmarktpreise in der Regel niedrig sind. Die Ladeinfrastruktur an Autobahnraststätten etwa wird hauptsächlich in den Mittags- und Nachmittagsstunden genutzt – also dann, wenn die solare Stromerzeugung die Spotpreise teils in den negativen Bereich drückt.
Systemdienstleistungen bereitstellen
Abschaltbare Lasten
Unternehmen können ihre Produktionsanlagen als abschaltbare Lasten vermarkten. Damit gewähren sie den Netzbetreibern bei einem Frequenzabfall im Stromnetz das Recht, ihre Anlagen abzuschalten, um einen drohenden Stromausfall abzuwenden.
Typischerweise kommen dafür Betriebe der verarbeitenden Industrie in Betracht. Denn um an einer entsprechenden Ausschreibung teilzunehmen, müssen die Anlagen direkt an das Mittel-, Hoch- oder Höchstspannungsnetz angeschlossen sein. Zudem muss die abschaltbare Last mindestens fünf Megawatt betragen, wobei diese Leistung auch aus dem Zusammenschluss mehrerer Anlagen stammen kann.
Regelenergie
Regelenergie ist eine Netzreserve, die von den Übertragungsnetzbetreibern benötigt wird, um größere Frequenzschwankungen auszugleichen. Sie kann von Kraftwerken oder auch von größeren Batteriespeichern bereitgestellt werden. Regelenergie ist eine weitere Möglichkeit für Unternehmen, Batteriespeicher zu vermarkten oder auch eigene Flexibilität als „negative Sekundärreserve“ anzubieten. Damit erlaubt man dem Netzbetreiber, die bezogene Leistung kurzfristig zu drosseln, um eine akut drohende Netzüberlastung zu verhindern.
Fazit: Große Ersparnisse in der Energiebeschaffung ohne Investitionen möglich
Durch eine gut durchdachte Energiebeschaffung können Unternehmen erhebliche Summen an Stromkosten sparen. Der Weg über (teil)gehedgte Tarife oder die Nutzung virtueller Batterien für die reine Strombeschaffung bietet beträchtliches Sparpotenzial ohne signifikante Investitionskosten.
Effektiv ist auch ein ganzheitliches Energiemanagement, das effiziente Anlagen mit dem Betrieb eigener Solar- oder Windenergieanlagen inklusive Stromspeichern und einem flexiblen Verbrauch kombiniert. Die wichtigste Rolle spielt hierbei aber ein Verbrauchsprofil, das eine umfängliche Belieferung mit Strom aus Erneuerbaren Energien in Echtzeit erlaubt.
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